Stimmungskiller Gewinnmitnahmen
Die Börsen hatten einen guten Lauf: Zuletzt 8 Wochen in Folge steigende Kurse beim DAX; 10,4 Prozent im 1. Quartal; knapp 25 Prozent in den fünf Monaten von Ende Oktober bis Ende März. Bestes Pferd im Stall war die Aktie von Rheinmetall, die sich seit Jahresbeginn fast verdoppelt hatte … und gestern eine außerordentliche rote Tageskerze hinterließ. Nach fast schon gewohnt neuem Rekordhoch bei 570 Euro am Morgen ging es – ohne klaren Nachrichten-Auslöser – zeitweise mehr als 13 Prozent abwärts, wobei sich der Kurs am Nachmittag zumindest über 520 Euro stabilisierte. Die Kurskapriolen bewegten dabei das dreifache Intraday-Umsatzvolumen der letzten Wochen. Gewinnmitnahmen und gerissene Stop-Loss-Marken mussten als Begründung herhalten; einige Marktteilnehmer erinnerten sich aber auch an einen Insider-Verkauf des Vorstandschefs über 5 Mio. Euro vor drei Wochen – jedoch zu Kursen unter dem Tagestief.
Die Folgen bekam auch der DAX zu spüren, der aber trotz Abgabedruck über der Marke von 18.000 Punkten blieb; charttechnisch liegt bei 17.900 eine erste Unterstützungszone. Es zeigt sich, dass den außerordentlich gut gelaufen Märkten die Kraft bzw. die guten Nachrichten ausgehen. Und das mitten in der Dividendensaison, wo von den 100 größten in Deutschland vertretenen Aktienunternehmen mit rund 60 Mrd. Euro Ausschüttungen gerechnet wird. In Kombination mit den erreichten Kursgewinnen sind in der nächsten Zeit also durchaus marktbewegende Mitnahmeeffekte zu erwarten.
Dunkle Wolken sieht auch Jamie Dimon, CEO von JPMorgan Chase, aufziehen – was er zu Wochenbeginn medienwirksam in seinem jährlichen Aktionärsbrief mitteilte. In den Überlegungen spielt natürlich die Zinspolitik der Notenbanken eine entscheidende Rolle und so blicken Börsianer diesen Donnerstag sicher aufmerksam zur EZB nach Frankfurt, wo nach der für März gemeldeten Inflationsrate (gebremste 2,2 Prozent in Deutschland) Hinweise auf Zinssenkungen in diesem Jahr erseht werden. Das könnte dann wiederum als Stimmungsbooster funktionieren.
Newsletter vom 10. April 2024
Thomas Strelow, Börse Düsseldorf