Die aktuelle Lage an den Aktienmärkten
Die meisten Aktienmärkte haben sich in diesem Jahr sehr positiv entwickelt. Diese Entwicklung hat viele überrascht, denn gerade aus Deutschland und Europa kamen schlechte Nachrichten aus der Wirtschaft und die geopolitischen Unsicherheiten haben weiter zugenommen. Ist es nun an der Zeit, vorsichtiger zu werden und Gewinne mitzunehmen oder könnte es, wie so oft in den vergangenen Jahren, zu einer Jahresendrallye kommen, die die Kurse weiter nach oben treibt?
Aus unserer Sicht sind es vor allem zwei wesentliche Einflussfaktoren, die den weiteren Verlauf der Aktienmärkte in den kommenden Monaten beeinflussen: die US-Präsidentschaftswahl und die wirtschaftliche Entwicklung.
Am 5. November finden in den USA die nächsten Präsidentschaftswahlen statt. Bisher liefern sich Kamala Harris von den Demokraten und der Republikaner Donald Trump ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Zwar liegt Kamala Harris derzeit in den meisten Umfragen vor Donald Trump, ihr Vorsprung ist jedoch hauchdünn, sodass es fraglich ist, ob sie die notwendige Mehrheit der Wahlleute erreichen wird. Da die meisten Bundesstaaten aus Tradition und unabhängig vom jeweiligen Kandidaten entweder mehrheitlich republikanisch oder demokratisch wählen, kommt es vor allem auf einige wenige umkämpfte Staaten, die sogenannten „Swing States“, an, in denen nicht von vornherein klar ist, wer gewinnt. Somit gleicht der Ausgang der Präsidentschaftswahl aktuell einem Münzwurf, eine seriöse Aussage über den Sieger ist derzeit nicht möglich.
Deutlich klarer stellt sich dagegen die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung dar, wobei die Lage diesseits und jenseits des Atlantiks kaum unterschiedlicher sein könnte: Die US-Wirtschaft wächst solide und das reale Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr um 2,5 Prozent zulegen. Trotz zwischenzeitlich sehr hoher Zinsen steuert die US-Wirtschaft auf eine weiche Landung zu, eine geringe politische Regulierungsdichte sowie eine hohe Technologie- und Innovationsoffenheit sorgen auch 2025 für Wachstum. Dagegen stagniert die deutsche Wirtschaft, die Industrie erlebt das dritte Rezessionsjahr in Folge und auch für 2025 ist keine wirkliche Besserung in Sicht.
Dass sich die US-Börsen in diesem Umfeld positiv entwickeln, ist nicht verwunderlich, auch wenn das Ausmaß des Kursanstiegs in diesem Jahr überrascht. Ein ordentliches Wirtschaftswachstum, gepaart mit rückläufiger Inflation und sinkenden Zinsen, sind das Salz in der Börsensuppe. Wir glauben deshalb, dass die Berichtssaison der US-Unternehmen zum abgelaufenen dritten Quartal, die in den nächsten Tagen Fahrt aufnimmt, überwiegend positive Ergebnisse bringen wird. Aufgrund dieser guten fundamentalen Rahmenbedingungen für US-Aktien gehen wir davon aus, dass die Aktienkurse in den USA zum Jahresende höher stehen werden als heute und auch für 2025 sehen wir noch weiteres Steigerungspotential.
Am deutschen Aktienmarkt wurden nach einer Reihe von Gewinnwarnungen, vor allem aus dem Automobilsektor, die Gewinnerwartungen für den DAX in den letzten Wochen deutlich reduziert und für das gesamte Jahr wird nun noch mit einem Plus von zwei Prozent gerechnet. Diese Steigerungsrate halten wir trotz der schlechten deutschen Wirtschaftsdaten für erreichbar, da die DAX-Unternehmen fast 25 Prozent ihres Umsatzes in den USA erwirtschaften. Deshalb sollten Anleger bei deutschen Aktien nicht das Handtuch werfen, sondern investiert bleiben, wobei eine zusätzliche Beimischung von US-Werten vor dem oben genannten Hintergrund vorteilhaft erscheint.
Newsletter vom 16. Oktober 2024
Martin Schilling – Leiter Geschäftsstelle Private Banking Hannover
M.M. Warburg & CO
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