Denken Sie wie ein Unternehmer

Die Kluft zwischen Pessimisten und Optimisten hat sich zuletzt noch einmal vergrößert: Die einen jubeln über milliardenschwere Konjunkturprogramme und Kursanstiege, die das Jahr bringen soll, die anderen jammern immer mehr, die Erholung stehe auf tönernen Füßen und die Aktien müssten fallen.

Beide Seiten haben gute Argumente. Die nicht investierten Jammerer behaupten, dass die Kurse zu viel vorwegnehmen, utopische Bewertungen vorherrschen und dass alles sowieso nicht mehr lange gut gehen könne. Die Jubler hingegen sehen vor allem das Positive, wovon es wirklich viel gibt: Nach der Rezession stehen die Zeichen jetzt wieder auf Wirtschaftswachstum, die Impfungen sind angelaufen, in den USA dürfte es weniger Störfeuer aus der Politik geben, unglaublich viel Geld sucht nach guten Anlagemöglichkeiten – und findet sie vor allem an der Börse!

Natürlich lese ich als Optimist die zuversichtlichen Prognosen auch lieber. Aber: Ganz gleich, was irgendwelche Analysten, Charttechniker oder sonstigen Glaskugelleser gerade propagieren, Sie als Anleger sollten nicht darauf reagieren. Erstens natürlich, weil deren Meinung schon morgen wieder umschlagen kann. Zweitens, weil die bekannten Fakten in der Regel bereits in den Kursen enthalten sind. Drittens aber, und das ist entscheidend: Wenn Sie immer der gerade vorherrschenden Meinung hinterherspringen, dann ist das keine Strategie. Sie müssen dann ständig überlegen, ob gerade die Jubler oder die Jammerer die besseren Argumente haben, und dementsprechend kaufen oder Ihr Depot räumen. Sich langfristig an der Entwicklung eines Unternehmens zu beteiligen, wäre Ihnen nicht möglich.

Meine Empfehlung: Machen Sie es stattdessen wie der Unternehmer selbst. Der überlegt auch nicht alle drei Tage, ob er seine Firma lieber mal verkauft oder doch weitermacht. Entscheiden Sie sich fest für eine Seite – und zwar für die der weitblickenden Optimisten. Kümmern Sie sich nicht darum, was Jubler und Jammerer gerade brabbeln und für das laufende Jahr hellsehen. Überlegen Sie sich stattdessen, wo die Kurse in zehn oder zwanzig Jahren stehen können. Das wird bei guten Unternehmen sehr wahrscheinlich höher sein als heute. Vielleicht sehr viel höher. Und das nutzt Ihnen nur etwas, wenn Sie auch Aktien haben …

Newsletter vom 17. März 2021

Joachim Brandmaier – Börsenpraktiker 
Stuttgarter Aktienbrief „Börse Aktuell“