Aktienmärkte leiden unter Frühjahrsmüdigkeit

Es ist schon erstaunlich, wie ruhig und richtungslos sich die Aktienmärkte seit Wochen zeigen. Der DAX will die Marke von 16.000 Punkten einfach nicht überwinden, dieser Widerstand entpuppt sich als hartnäckig. Aber auch bei den US-Indizes und beim EuroStoxx sieht es nicht besser aus, alle tendieren seitwärts. Der Volatilitätsindex VDAX bewegt sich mit 17,1 Punkten nahe seinem 12-Monats-Tief und signalisiert damit für die nächsten Wochen eine geringe Schwankungsbreite des Aktienmarktes.
Die wirtschaftlichen und monetären Rahmendaten zeigen kein einheitliches Bild. In den USA lag die Inflationsrate im April mit 4,9 Prozent etwas niedriger als im März, in der Eurozone hat sie sich im gleichen Zeitraum dagegen von 6,9 auf 7 Prozent erhöht. Damit liegt sie hüben und drüben deutlich oberhalb der von den Notenbanken tolerierten 2 Prozent. Somit werden FED und EZB nicht so schnell wie erhofft den Fuß vom Gaspedal nehmen, weitere Zinserhöhungen insbesondere in der Eurozone sind zu erwarten.
Dadurch nimmt allerdings das Risiko zu, dass mit steigenden Zinsen die Konjunktur abgewürgt wird und die Wirtschaft in eine Rezession abgleitet. Ein Dilemma, mit dem die Geldpolitik jetzt umgehen muss. Die Notenbanken sind daran aber nicht unschuldig, haben sie doch viel zu spät auf die Inflation reagiert.

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Newsletter vom 17. Mai 2023

Martin Braun, Börse Hannover